Was ist Schilddrüsenkrebs?
Als Schilddrüsenkrebs (auch: Schilddrüsenkarzinom) bezeichnet man einen bösartigen Tumor in der Schilddrüse. Dieses Karzinom kann sich an verschiedenen Stellen der Schilddrüse bilden, was sich auf seine Eigenschaften, zum Beispiel die Heilungschancen, auswirkt. Man unterscheidet daher je nach Ursprungsgewebe mehrere Arten von Schilddrüsenkrebs.
Verschiedene Formen von Schilddrüsenkrebs: differenzierte, medulläre und undifferenzierte Karzinome
Bei etwa 70 bis 80 Prozent aller Schilddrüsenkarzinome handelt es sich um sogenannte differenzierte Karzinome, die noch weiter in papilläre und follikuläre Karzinome untergliedert werden. Sie entstehen in den Follikelzellen, die der Schilddrüse zur Hormonbildung (Trijodthyronin und Thyroxin) dienen. Aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit der Zellstruktur des Schilddrüsengewebes sind differenzierte Karzinome weniger bösartig und wachsen sehr langsam, wodurch ihre Heilungschancen – verglichen mit denen anderer Krebsarten – als sehr gut gelten.
Die papillären Karzinome treten mit einer Häufigkeit von etwa 50 Prozent aller Schilddrüsenkarzinome auf. Vor allem Erwachsene zwischen 30 und 40 Jahren erkranken an diesem Krebs, wobei Frauen häufiger als Männer darunter leiden. Knapp ein Drittel der Schilddrüsenkrebserkrankungen machen die follikulären Karzinome aus, die besonders in Jodmangelgebieten vorkommen und überwiegend Menschen über 50 Jahren betreffen.
Viel seltener hingegen ist medullärer Schilddrüsenkrebs, der zwischen den Schilddrüsenfollikeln, in den „C-Zellen“, entsteht, die den Calciumstoffwechsel steuern. Hier sind die Heilungschancen weniger gut, da der Tumor sehr schnell wächst und frühzeitig Metastasen bildet, die zunächst Lymphknoten des Halses befallen und später durch die Blutbahn auch in Leber, Lunge, Nebenniere und Knochen gelangen können. Die Häufigkeit des medullären Karzinoms liegt nur bei fünf bis zehn Prozent und es tritt meist bei Personen zwischen 40 und 50 Jahren auf.
Etwa den gleichen geringen Prozentsatz machen undifferenzierte (auch: anaplastische) Karzinome aus. Diese Tumoren sind dem normalen Gewebe der Schilddrüse kaum mehr ähnlich, sie sind aggressiv und schnellwachsend. Meist haben sich bei Diagnosestellung dieser Art von Schilddrüsenkrebs bereits Metastasen in Lunge, Leber, Knochen oder Gehirn gebildet, wodurch die Heilungschancen i. d. R. schlecht stehen. Betroffen sind vom anaplastischen Karzinom in der Regel Menschen über 60 Jahre.
Häufigkeit des Schilddrüsenkarzinoms
Das Schilddrüsenkarzinom gehört in Deutschland mit einer Häufigkeit von jährlich drei Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner zu den selteneren Krebsarten. Nur circa fünf Prozent aller Knoten, die in der Schilddrüse diagnostiziert werden, stellen sich überhaupt als tatsächlich bösartiger Tumor heraus. Laut Robert-Koch-Institut kam es 2004 zu etwas mehr als 5.000 neuen Fällen von Schilddrüsenkrebs, wovon 3.500 Betroffene weiblich waren. Jedoch nur 676 Patienten verstarben im gleichen Jahr: Die Anzahl der Todesfälle aufgrund eines Schilddrüsenkarzinoms ist in den letzten Jahrzehnten bei kontinuierlich steigender Zahl an neuen Tumorerkrankungen gesunken, was auf immer bessere Heilungschancen schließen lässt. Ein Schilddrüsenkarzinom kann grundsätzlich in jedem Alter vorkommen, wobei das durchschnittliche Erkrankungsalter mit 58 Jahren bei Frauen und 55 Jahren bei Männern deutlich unter dem der meisten anderen Krebsarten liegt.
Teresa Ott